Serielles Sanieren
Industriell erbaute Häuser seriell sanieren - eine große Chance für die Sanierungwelle
Es ist weithin und lange bekannt, dass die Sanierungsraten von Gebäuden nicht nur in der EU viel zu niedrig sind, vor allem um der dringend zu begrenzenden Klimaerwärmung ausreichend und schnell genug entgegen zu wirken. Vor dem Hintergrund der abermals verfehlten Ziele im Bereich der energetischen Ertüchtigung von Gebäuden ist ein zentraler Bestandteil des Green Deals die sogenannte Renovierungswelle (Renovation Wave). Dieser Aktionsplan der Europäischen Kommission für einen größeren und umfassenden Sanierungsfortschritt zieht die Zielsetzungen ehrgeizig an und verkürzt den Zeithorizont für ihre Erreichung.
Nun sind innovative Lösungen und Wege gefragt, müssen auch Digitalisierung und Automatisierung bei der Sanierung einen größeren Stellenwert erhalten. Andernfalls wird es nicht gelingen, die Verbesserung des Klimaschutz und die großflächige Dekarbonisierung des Gebäudebereichs zu erreichen.
In Osteuropa ist der Gebäudebestand geprägt von standardisierten Gebäudetypen, die in Plattenbauweise in Sowjetzeiten großflächig gebaut wurden. Energieeffizienz oder Dämmung bzw. Belüftung wurden dabei weitgehend außer Acht gelassen, bedurfte es doch viel Wohnraum in kurzer Zeit. Das Ergebnis sind Gebäude, die bereits seit Jahrzehnten ein nur wenig Wohnkomfort und teils gesundheitliche Gefährdung für die Bewohner/innen bedeuten.
Die serielle Bauweise dieser Wohnhäuser birgt nun jedoch auch eine Chance. Denn was industriell erbaut wurde, bietet mitunter gute Voraussetzungen, auch industriell saniert zu werden: Dem Bedarf an energetischer Ertüchtigung kann mit modularen Sanierungslösungen begegnet werden, so dass dem Sanierungsstau perspektivisch in der Breite und mit Tempo entgegengewirkt werden kann.
Die Vorteile der seriellen (industriellen) Sanierung liegen vor allem in der Kostenersparnis, die sich ergibt, sobald die Nachfrage nach dem Verfahren steigt und verlässlich absehbar wird. Die Zeitersparnis durch Vorfertigung von Elementen und Systemen in der Fabrik ist ein weiterer Faktor, der für das serielle Sanieren spricht - auch aus Perspektive der Bewohner. Denn die Zeitersparnis auf der Baustelle selbst bedeutet auch weniger und kürzere Störungen in ihrem Wohnumfeld. In einigen Fällen ist nicht einmal ein kurzzeitiger Auszug aus den Gebäuden erforderlich.
Auch dem Fachkräftemangel, der EU-weit große Herausforderungen für alle Branchen mit sich bringt, kann die Vorfertigung und serielle Vorgehensweise etwas entgegensetzen, da weniger Personal auf den Baustellen und mehr Automatisierung und Digitalisierung zum Einsatz kommen.
Nun geht es darum, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Vorteile des seriellen Sanierens erkannt und verbreitet werden, ganz besonders in Osteuropa, wo das Anwendungspotenzial eben besonders groß und günstig ist. Mit Kampagnen und vor allem konkreten Projektaktivitäten wird der Ansatz sichtbarer und kann das Verfahren in die Breite gebracht werden. Auf diese Weise wird die Nachfrage gesteigert, Kosten des Verfahrens können schrittweise verringert und der Sanierungsfortschritt wesentlich unterstützt werden.
Im Rahmen unserer jahrelangen Aktivitäten für die energetische Sanierung von Mehrfamilienhäusern im Wohneigentum in Osteuropa engagieren wir uns für die Verbreitung des Ansatzes in verschiedenen Ländern dieser Region.
Besonders auch in der Ukraine besteht ein großes Potenzial für serielles Sanieren und Bauen, das wir mit weiteren Partnern und Förderern im Blick behalten und vorbereiten, um den Ansatz im Rahmen der Bemühungen um den Wiederaufbau und die Reparatur von Wohnraum nach Kriegsende zügig und praktisch in Umsetzungsbeispielen erproben zu können.
Urheber und Modell des Ansatzes: energiesprong
Die Idee und Initiative, Häuser seriell zu sanieren, entstand in den Niederlanden und wird dort seit 2011 ganz praktisch umgesetzt. Inzwischen ziehen auch weitere Länder nach und nehmen sich das Vorgehen zum Beispiel.
Erste gute Beispiele im Baltikum
Vor allem in Estland gibt es bereits einige Projekte, in denen serielles Sanieren praktisch umgesetzt wurde. Im Fokus standen jeweils Gebäude-Serientypen, die während der Sowjet-Zeit nach standardisierter Baupraxis in der gesamten osteuropäischen Region errichtet wurden. Die Piloten in Estland zeigen die Machbarkeit und Nützlichkeit des Ansatzes für Plattenbauten, aber auch die zu überwindenden Barrieren im Bereich Wirtschaftlichkeit und Verbreitung.
Projekte
Im Sommer 2023 startete unter Leitung des IWO das Projekt COSME RENO, das für die Beschleunigung der Renovation Wave den Ansatz des seriellen Sanierens in die Breite bringen möchte. Das Vorhaben wird durch das LIFE-Programm der EU gefördert, die Umsetzung ist bis 2026 vorgesehen.
Unsere Partner
IWOs Engagement in Kürze
- Wir stehen als Ansprechpartner und Vermittler für alle Interessenten aus ost- aber auch westeuropäischen Ländern, die den Ansatz des seriellen Sanierens nachfragen und dazu Kontakte und Informationen suchen.
- Wir bringen Partner und Experten aus West- und Osteuropa zusammen, um Wissen zu teilen, Kapazitäten zu ergänzen und gemeinsame Aktivitäten und Projekte anzustoßen.
- Wir engagieren uns im Rahmen von Veranstaltungen, Netzwerkaktivitäten und als Projektpartner für die Bekanntmachung und Verbreitung des seriellen Sanierens in Mittel- und Osteuropa.
- Wir kommunizieren bei allen geeigneten Anlässen und Projekten gute Beispiele, aber auch Learnings aus ersten Pilotprojekten z.B. in Estland und Lettland.
Wenn Sie sich für das Thema serielles Sanieren interessieren uns/oder dazu beitragen können, kommen Sie gern auf uns zu!
Ihre Ansprechpartner/in: