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2. Februar 2024
Event
Wie kann Energieeffizienz Energiearmut entgegenwirken?
ComAct Projektkonsortium
Bild: ©ComAct
Eva Gerohazi, Oliver Rapf, Stefan Moser und Eva Brardinelli
Bild: ©IWO
Kestutis Kupsys, Adam Pustelnik und Egle Randyte
Bild: ©IWO
Bild: ©IWO
ComAct Abschlusskonferenz
Diese Frage stellten wir uns zusammen mit unseren Projektpartnern die letzten drei Jahre im Projekt ComAct und auch letzte Woche auf der Abschlusskonferenz in Brüssel war das die Leitfrage, die sich durch alle Panel zog. Es stellte sich heraus, dass die Antwort vielschichtig ist und Wege, um Energiearmut zu bekämpfen, nach wie vor kompliziert sind.
Am 24. Januar 2024 lud das Projektkonsortium von ComAct nach Brüssel in den Europäischen Ausschuss der Regionen zur Abschlusskonferenz Tackling Energy Poverty in Europe: time to renovate buildings! Dort wurden die im Projekt gewonnen Erkenntnisse mit relevanten Entscheidungsträgern, Stakeholdern und Akteuren besprochen.
Die Erhöhung der Energieeffizienz in Gebäuden ist ein mögliches und gutes Instrument, um den Energieverbrauch und somit auch die Energiekosten zu verringern. Um kleine und größere Maßnahmen wie Dämmung oder Fenstertausch in Wohnungseigentümergemeinschaften tatsächlich umzusetzen, benötigt es ein gutes Zusammenspiel mehrerer Aspekte:
- der Überzeugung und der Begleitung der EigentümerInnen zu und bei dem Sanierungsprozess,
- der Unterstützung durch die Politik und
- der funktionierenden Finanzierungsmechanismen.
One-Stop-Shops (OSS) sind eine mögliche Anlaufstelle für Sanierungswillige, um Beratung, aber auch Unterstützung bei Antragstellungen für oder Begleitung beim Sanierungsprozess zu gewährleisten und anzubieten. Im Projekt ComAct gab es fünf Pilotprojekte in Bulgarien, Litauen, Nordmazedonien, der Ukraine und Ungarn. In diesen Piloten war die Schaffung von Ressourcenzentren (Resource Centres, RC; vergleichbar mit One-Stop-Shops) und die (Weiter-)Entwicklung von Dienstleistungen rund um die energetische Sanierung in den Ressourcenzentren das Ziel. In den verschiedenen nationalen Kontexten etablierten sich diese Zentren (RC) und die genannten Dienstleistungen ganz unterschiedlich und brachten für die lokalen Projektpartner Erkenntnisse, die sie für ihre weitere Arbeit verwenden werden.
Aufgrund der Erfahrungen in ComAct und entlang der Erkenntnisse aus dem Projekt gab es bei der Abschlusskonferenz drei Runde Tische zu den bereits oben genannten zu berücksichtigenden Aspekten von Beteiligung der BewohnerInnen, Engagement der Politik und Finanzierung, die im guten Zusammenspiel zu mehr Sanierungen von Mehrfamiliengebäuden und somit auch zur Erhöhung der Energieeffizienz von Wohngebäuden führen.
Liljana Alceva (Habitat Macedonia) und Egle Randyte (OSS Let´s renovate the city) begleiten Sanierungsprozesse in WEG-Mehrfamilienhäusern in Nordmazedonien und Litauen und erzählten, dass das wichtigste Instrument in ihrer alltäglichen Arbeit die Kommunikation mit den EigentümerInnen (in diesen Ländern auch mehrheitlich BewohnerInnen der eigenen Immobilie) sei. Der persönliche Austausch, die Vermittlung von Wissen über energetische Sanierungen und über deren Vorteile seien das effektivste, zugleich aber auch komplizierteste Mittel, um BewohnerInnen in den Prozess der Sanierung einzubeziehen.
Adam Pustelnik (Stellvertretender Bürgermeister der Stadt Łódź) verdeutlichte, dass im nationalen, aber auch lokalen Kontext der Wille von Entscheidungsträgern essenziell sei, um Dinge voranzubringen und aktiv zu beschließen und voranzutreiben. Der Gebäudesektor und die Stadtplanung bräuchten vor allem frische, kreative und engagierte Köpfe, die den Mut hätten, auch unpopuläre oder gewagte Maßnahmen zu beschließen.
Dragomir Tzanev (Direktor des Zentrums für Energieeffizienz, EnEffect) erklärte, warum staatliche Förderprogramme mit 100% Finanzierung wie bislang in Bulgarien, die nur einem kleinen Teil der Gebäude vorbehalten sind bzw. für wenige ausreichen, nicht der richtige Schritt seien. Es bedürfe anderer Fördermechanismen mit anteiliger Finanzierung von Energieeffizienzmaßnahmen durch die EigentümerInnen wie z. B. günstige WEG-Kredite von Banken oder dem Staat.
Wie im Projekt wurde auch bei den Diskussionen klar, dass One-Stop-Shops (Ressourcenzentren) gute und sinnvolle Institutionen sind, um Sanierungsprozesse in WEG gut geplant voranzutreiben, zu begleiten und die Sanierungsrate von Wohngebäuden zu erhöhen. Sie müssen lokal, national aber auch durch die EU stärker gefordert, gefördert und aufgebaut werden. Der neue Text der noch zu verabschiedenden Europäischen Gebäuderichtlinie (EPBD) sieht eine Stärkung solcher Strukturen vor.
Das begrüßt das Projektkonsortium ausdrücklich und möchte auch nationale und lokale Initiativen, Städte und Gemeinden aufrufen, One-Stop-Shops zu initiieren und entsprechende Dienstleistungen für Bürgerinnen und Bürger anzubieten. Denn so kann das Ziel der Klimaneutralität in Europa bis 2050 erreicht und auch Energiearmut wirksam und nachhaltig verringert werden.
Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte Johann Strese unter strese@iwoev.org oder Franziska Reute unter reute@iwoev.org.