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7. Februar 2024
Wissensaustausch
Bürgermeister Terekhov aus Charkiw trifft Vorsitzenden der WBG Nürnberg
Vertreter der WBG Nürnberg, der Städte Nürnberg und Charkiw und des IWO.
Foto: ©Stadt Charkiw
Besuch in Nürnberg
Während seines offiziellen Besuchs in Charkiws Partnerstadt Nürnberg traf sich der Bürgermeister von Charkiw, Ihor Terekhov, mit Vertretern der Stadt Nürnberg und des Wohnungswesens, um sich über Nürnbergs bewährtes Vorgehen bei der Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum zu informieren. Das Treffen wurde von IWO-Vorstandsmitglied Knut Höller moderiert und fand im Rahmen des Projekts "Kommunale Wohnungswirtschaft in Charkiw: Erschwingliche Mietwohnmodelle für den Wiederaufbau von Wohnraum in der Ukraine" statt, das darauf abzielt, ein tragfähiges Mietwohnprogramm für die Stadt Charkiw zu entwickeln. Das Projekt wird von der Stadt Charkiw im Rahmen des UNECE-Projekts UN4UkrainianCities und in Partnerschaft mit IWO umgesetzt. UN4UkrainianCities wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert und von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützt.
Als Vertreter Nürnbergs stellte der stellvertretende Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, Stadtbaurat Daniel F. Ulrich, die städtebauliche und demografische Entwicklung der Stadt, die Wohnungspolitik, raumplanerische Ansätze und konkrete Wohnungsbauprojekte vor. Er wies darauf hin, dass die Stadtführung angesichts des Wachstums Nürnbergs eine führende Rolle bei der Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum sowie bei der Klimaanpassung und den Bemühungen um eine umweltfreundlichere Politik einnimmt.
Der Leiter der Nürnberger Wohnungsbaugesellschaft WBG, Ralf Schekira, stellte das Unternehmen vor, das ein wichtiger Akteur des städtischen Wohnungswesens ist. Er erläuterte die rechtliche und organisatorische Struktur, die finanzielle Leistungsfähigkeit, typische Modelle zur Finanzierung von Neubauten und berichtete über die Erfahrungen der WBG mit der Nutzung europäischer Fördermittel. Darüber hinaus betonte er die Bedeutung des Baus von bezahlbaren Wohnungen (in Nürnberg etwa 20 % unter dem Marktmietpreis) und die Einhaltung von Nachhaltigkeitszielen, sowohl als Mehrwert für die Stadt und ihre Bürger als auch für den Zugang zu zinsgünstigen europäischen Darlehen. Zu den Nachhaltigkeitszielen als Anforderungen der europäischen Finanzinstitutionen für die Finanzierung erschwinglichen Wohnraums gehören Energieeffizienz, saubere Energiequellen, erschwingliche Mieten, integrativer Wohnraum für Randgruppen, transparente Verwaltung und wirtschaftliche Stabilität.
Marcus Schulz, Leiter der Architektur- und Bauabteilung der WBG, stellte die neuesten Wohnungsbauprojekte des Unternehmens vor, wobei er sich auf die baulichen und technischen Aspekte konzentrierte. Das Know-how der WBG umfasst ein Projekt eines typischen Fertighauses, das sich für die "Infill-Entwicklung" eignet. Darüber hinaus betonte er, dass die Rolle des Unternehmens auch darin besteht, strategische Punkte in der Stadt zu revitalisieren, wie es beim MONOPOL491-Projekt der WBG der Fall war, und zugleich Zugang zu erschwinglichen Mietwohnungen zu schaffen.
Durch den Austausch gewann Bürgermeister Terekhov ein klareres Verständnis für die Rolle der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft WBG bei der Gewährleistung eines erschwinglichen und integrativen Zugangs zu Wohnraum in der Stadt. So bekräftigte er, dass Ansatz und Rahmen für die Ukraine von großem Interesse sind. Zugleich gilt es noch viele Herausforderungen zu bewältigen, darunter die Beschaffung von Finanzmitteln unter den Bedingungen des anhaltenden Krieges.
Bürgermeister Terekhov betonte, dass die Stadt Charkiw bereit sei, neue Formen der Bereitstellung von Wohnraum einzuführen, was notwendig sei, um der Tatsache zu begegnen, dass 150.000 Einwohner ihr Zuhause verloren haben. Für die Bereitstellung solcher Wohnungen müssen jedoch zunächst geeignete und begünstigende rechtliche Bedingungen geschaffen werden.
Vor diesem Hintergrund stellte Herr Schekira heraus, dass das Finanzierungsprogramm der WBG für Charkiw nützlich sein könnte. Ein wichtiger Aspekt, den er hervorhob, ist die bevorzugte Bereitstellung von Grundstücken durch die Stadt an die WBG. Normalerweise sind etwa 20 % der Projektkosten Eigenkapital der WBG, 30 % sind zinsgünstige Darlehen der Council of Europe Development Bank (CEB). Diese europäischen Darlehen ermöglichen es dem Unternehmen, weitere 30 % der Finanzierung von privaten Geschäftsbanken zu erhalten. Die restlichen 20 % sind Zuschüsse des Freistaates Bayern und des Bundes. Diese Regelung ermöglicht den Wohnungsbau für einkommensschwache Haushalte zu Mieten, die weit unter dem Marktniveau liegen. Herr Schekira betonte, dass die WBG kein Geld von der Stadt erhält. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft arbeitet wie ein kommerzieller Akteur auf dem Wohnungsmarkt, hat aber einen viel besseren Zugang zu den städtischen Grundstücken, sofern sie bezahlbaren Wohnraum für die Stadtbewohner schafft.
Durch das Projekt "Kommunale Wohnungswirtschaft in Charkiw: Erschwingliche Mietwohnmodelle für den Wiederaufbau von Wohnraum in der Ukraine" werden die beiden Städte ihre Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene weiter vertiefen und prüfen, ob die Nürnberger Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau auf die besonderen Gegebenheiten in Charkiw übertragen werden können.
Für mehr Informationen wenden Sie sich gerne an Yuliia Popova, popova@iwoev.org.