Genossenschaften

 

Genossenschaften für erschwingliches Wohnen und Bauen

Genossenschaften gehören zum ideellen UNESCO-Weltkulturerbe, sie werden in vielen Bereichen gebildet.

 

In Deutschland ist auch ein Teil des Wohnungsmarkts seit Langem genossenschaftlich organisiert. In den Ländern Osteuropas haben Genossenschaften eine lange Tradition – das Wort ist jedoch vielerorts negativ konnotiert: ein Ergebnis der spezifischen Praxis und Auslegung zu Sowjet-Zeiten. Der eigene Besitz hat seit der Übertragung von Wohnraum an seine vormaligen Mieter in den 1990ern einen hohen Stellenwert - obgleich die Instandhaltung Gebäude heute eine finanzielle Last für die Bewohner darstellt, die ältere und geringverdienende Bewohner kaum tragen können. In den meisten Ländern Osteuropas hat die Privatisierungswelle zu deformierten Wohnungsmärkten mit Eigentumsquoten von bis zu 97 Prozent geführt. Es mangelt an Alternativen zum Wohneigentum. Mietwohnungen sind rar, meist überteuert und Teil eines ‚grauen‘ Markts. Genossenschaftliches Wohnen und Bauen kann ein Weg sein, die große Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum in Osteuropa zu adressieren und die Wohnungsmärkte zu diversifizieren.

 

Um Genossenschaften vor Ort populärer zu machen, braucht es positive Beispiele und Erfahrungsberichte. In der Ukraine fand vor dem Angriffskrieg durch Russland 2018 und 2019 jeweils eine Jahreskonferenz statt, zu der internationale Experten und Vertreter des Genossenschaftswesens zusammenkamen, um Erkenntnisse, Ansätze und Ideen auszutauschen. Das Symposium wurde von IWO, Cooperative Housing International CHI und weiteren Partnern organisiert und sollte ursprünglich verstetigt werden.

 

Durch die Zerstörungen des Krieges mangelt es in der Ukraine an Wohnraum, aber vor allem auch historisch bedingt an bezahlbarem Mietwohnraum. Im Zusammenhang mit dem künftigen Wiederaufbau in der Ukraine wird es in wohnungspolitischer Hinsicht darum gehen, den bisher dysfunktionalen Wohnungsmarkt mit der Vergrößerung des Mietangebots zu diversifizieren. Dabei kann das Wohnungsgenossenschaftsmodell ein wichtiger Baustein sein, denn er verbindet den Aspekt des Wohneigentums mit dem Ansatz des Mietens, ermöglicht bezahlbares und nachhaltiges Wohnen und steht für effizientes Bestandsmanagement. Die Ukraine hat sich für den Wiederaufbau das Motto "Build back better" gesetzt und möchte die Gelegenheit nutzen, um das Wohnungswesen im Land neu aufzustellen und zu reformieren. Die Gründung lokaler Wohnungsunternehmen und Genossenschaften kann dabei einen großen Mehrwert darstellen.

Seit Ende 2023 führt IWO mit der zweitgrößten Stadt der Ukraine, Charkiw, das Projekt Kommunale Wohnungswirtschaft in Charkiw in Partnerschaft mit dem UN4UkrainianCities-Projekt der UNECE durch. Das UN4UkrainianCities-Projekt unterstützt die ukrainische Regierung bei der Planung des Wiederaufbaus in den Pilotstädten Charkiw und Mykolajiw. In Charkiw unterstützt das Projekt Nothilfe, Wiederaufbau und Entwicklung durch eine Reihe von Aktivitäten, die eine ausgewogene und integrative Stadtentwicklung auf der Grundlage eines neuen Masterplans gewährleisten sollen.

Im Herbst 2023 hatten Partner aus verschiedenen Ländern und Institutionen, darunter auch IWO und Housing Europe, in einem UNECE-Online-Workshop Housing cooperatives in the UNECE region: best practices and experiences praktische Ansätze für genossenschaftliches Wohnen und Bauen in der UNECE Region vorgestellt und diskutiert.

Im selben zeitlichen und thematischen Zusammenhang war IWO aktiv bei der Veranstaltung International Financing of Young Housing Cooperatives in Central and Eastern Europe an der Humboldt-Universität beteiligt.

Eben solche Austauschformate und Dialoge bilden die Grundlage, um gemeinsam mit internationalen Partnern das Modell des genossenschaftlichen Wohnens und Bauens und seine vielen Vorteile weithin bekannter und zunehmend populärer zu machen. IWO ist wie seien Partner vom Mehrwert des Modells im Bezug auf bezahlbares, nachhaltiges und soziales Wohnen und Bauen überzeugt.

 

Auch für die Wohnungsmärkte im Baltikum mit geringen Sanierungs- und hohen Eigentumsraten versprechen Genossenschaften Entwicklungsmöglichkeiten. In Lettland leitete IWO von 2020 bis 2023 zum Beispiel ein Pilotvorhaben zur Errichtung eines Mietshauses (Holzhybridbau) unter Anwendung des Genossenschaftsmodells. Das Projekt wird derzeit für die weitere und konkrete Umsetzung vorbereitet.

 

IWO ist Mitglied der LiM SCE (mehr Informationen in der rechten Spalte) und wird sein Engagement im Themenfeld Genossenschaften weiter verfolgen und verstärken.

 

IWOs Engagement in Kürze

 
  • Mit unseren Partnern teilen wir die Überzeugung, dass genossenschaftliches Wohnen und Bauen zukunftsfähige Vorteile und Mehrwerte bringt, und kommunizieren diese bei Veranstaltungen, Netzwerkaktivitäten, in Projekten und bei anderen geeigneten Anlässen.
  • Wir bringen Experten und Partner aus West- und Osteuropa zusammen, um den Dialog zum Thema und das Modell selbst zu unterstützen und in die Breite zu bringen.
  • Wir initiieren konkrete Projektaktivitäten und beteiligen uns aktiv an, entsprechenden Vorhaben, bei denen das Modell des genossenschaftlichen Bauens und Wohnens im Mittelpunkt steht, u.a. im Hinblick auf bezahlbaren Wohnraum, nachhaltige Wohnraumbewirtschaftung und -nutzung, bessere energetische Standards und Sanierungen und höhere Klimaverträglichkeit von Wohngebäuden.
  • Wir wissen um den Wert und die Wirksamkeit starker Netzwerke und Partnerschaften und engagieren uns entsprechend in West- und Osteuropa.
 

Wenn Sie sich für das Thema des genossenschaftlichen Wohnens und Bauens in der orsteuropäischen Region interessieren und engagieren wollen, kommen Sie gern auf uns zu!

 

Ihr Ansprechpartner:

Immaterielles UNESCO-Kulturerbe

Die Kultur- und Rechtsform der Genossenschaft wurde 2016 von der UNESCO zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt. Die Gründe sind vielfältig.

 

Genossenschaften auf Europäisch - LiM SCE

Die Wohnungsgenossenschaft Living in Metropolises (LiM) ist als SCE auf europäischer Ebene aktiv und engagiert sich dort für die Verbreitung des Genossenschaftsansatzes für erschwingliches Wohnen und Bauen.

 

 

Projekte

Ukraine

Um die Verluste und Herausforderungen im Wohnungssektor zu bewältigen, hat sich die Stadt Charkiw verpflichtet, ein umfassendes kommunales Wohnungsbauprogramm mit dem Projekt "Kommunale Wohnungswirtschaft in Charkiw: Erschwingliche Mietwohnmodelle für den Wiederaufbau von Wohnraum in der Ukraine" zu pilotieren, das von der Stadt Charkiw und IWO e.V. in Partnerschaft mit dem UN4UkrainianCities-Projekt der UNECE durchgeführt wird. Ziel des Projekts ist es, ein tragfähiges kommunales Mietwohnungsbauprogramm für die Stadt Charkiw zu entwickeln und künftig ein diversifiziertes Wohnungsangebot für unterschiedliche Zielgruppen bereitzustellen. Das Projekt verfolgt einen vielschichtigen Ansatz, der sich auf den kontinuierlichen Kapazitätsaufbau bei den wichtigsten städtischen Akteuren und eine evidenzbasierte Politikgestaltung konzentriert, bei der internationale Erfahrungen und Fachkenntnisse genutzt werden.

 
 

 

Lettland

In der lettischen Stadt Jelgava wurde mit Förderung der DBU ein marktgerechtes Modell für erschwinglichen (Miet)Wohnraum und die Planung eines nachhaltigen energieeffizienten Mehrfamilienhauses in modularer Holzhybridbauweise entwickelt. Derzeit wird die bauliche und organisatorische Durchführung vorbereitet.

 
 

 

Unsere Partner

 

 

Geschäftsführendes Vorstandsmitglied
Knut Höller
Vorstand | Geschäftsleitung